59,94 Kilometer – 4:54 Stunden (inklusive Pausen) – 626 Höhenmeter
Vorabendgeschichte:
Rumpsteak mit Steinpilzen, da konnten wir nicht „Nein“ sagen. Nachdem Andre fast 2 Stunden gebraucht hat, um seinen Hinterreifen wieder in Stand zu setzen, ist es Zeit für das Abendessen.
Aus dem Ersatzschlauch ging sofort die Luft raus. Das stellte sich aber natürlich erst heraus, als der Mantel bereits wieder komplett aufgezogen war. Also mit dem ganzen Krempel hoch ins Hotelzimmer und im kleinen Waschbecken nach dem Loch suchen, welches dann geflickt wurde. Beim zweiten Mal ist der Mantel irgendwie noch widerspenstiger.

Nach dem Abendessen liegen wir auf dem Bett im Zimmer. In diesem Ort gibt es nur zwei Unterkünfte und eine Gin-Destillerie. Die zu besichtigen wäre keine gute Idee. Aber auch die Orte, in denen mehr zu sehen ist, haben wir nicht erkundet. Wir sind froh, wenn wir abends in unseren Betten liegen.
Vor dem geöffneten Fenster erhellen Blitze im Sekundentakt den Himmel. Nach einer halben Stunde kommt das Gewitter näher, Donner gesellt sich hinzu. Wir nicken langsam ein, bis wir von einem lauten Knall wieder aus dem Halbschlaf gerissen werden.
Der Rest der Nacht verläuft ruhig, den Regen nehmen wir nicht mehr wahr.
Der letzte Tag beginnt wie Urlaub, schlafen bis kurz nach 7, Frühstück gibt’s heute nämlich erst ab 8 Uhr.

Wir starten gegen 8:45 Uhr zu unserer letzten Tour in Slowenien. Andres geflickter Reifen hat die Luft über Nacht gehalten, ein letztes Mal werden die Ketten gereinigt und geölt. Beiläufig zu unserer TranssLOVEnia endet auch die Tour de France. Rennrad ist eben nur Spartenfernsehen.
Unser Ziel ist die wunderbare Hafenstadt Piran. Die heutigen 626 Höhenmeter sind eher als Geschenk zu verstehen. Wir erreichen die Stadt Hrpelje über geschotterte Wege und schwelgen bereits in Erinnerungen an die letzten Tage.

Und plötzlich läuft vor uns auf einem Waldweg ein Bär von der einen auf die andere Seite. Er bewegt sich graziler, als wir es uns vorgestellt haben. Wahrscheinlich, weil er auch viel dünner ist, als die anderen Bären, deren Figuren wir auf unserer Reise überall gesehen haben. Der Hals scheint bei diesem Bär länger zu sein. Und irgendwie ist es dann doch nur ein Reh. Aber wenn man Reh rückwärts liest, reimt sich das auf Bär. Das zählt ja auch ein bisschen.
Wir beenden die erste und auch einzige relevante Steigung des Tages und tauchen ein in einen typischen slowenischen Trail, jedoch mit einem merkwürdigen Ende. Wir stehen vor Bahngleisen und einem Zaun. „Überschreiten der Gleise verboten“ ,steht auf dem Schild. Hätte man nicht oben auf dem Berg einen kleinen Hinweis darauf geben können?

Also den Weg aus heiterem Himmel unpassierbar machen können die Slowenen, wie die beiden mit Baumstämmen gesperrten Waldwege ja beweisen.
Den Bahngleisen begegnen wir im Anschluss erneut, diesmal kreuzt ein Wanderweg die Gleise. Einzig das Stopschild weist auf den nicht beschränkten Bahnübergang hin. Irgendwie fühlt man sich da als Mountainbiker etwas diskriminiert…

Auf einer Hochebene können wir Richtung Triest und bis zum Meer schauen. Hier halten wir erneut an, um den Ausblick und einen der leckeren Riegel zu genießen. Vermutlich und hoffentlich den letzten auf dieser Reise. Ab morgen werden sie sicherlich nicht mehr so schnell auf unserem Speiseplan stehen. Ab hier sind es noch etwa 30 Kilometer.

Im Tal beginnt unser Abschnitt des Adria-Radwegs. Auch die Temperaturen fühlen sich hier deutlich nach Adria an. Auch wenn sie mit 28 Grad bei weitem nicht an die Hitzeschlacht mit etwa 40 Grad auf unserer letzten Etappe zum Gardasee heranreichen.
Der Radweg führt durch die Kreisverkehre einer Stadt und dann weiter am Meer entlang. Hier herrscht Hochbetrieb. Das Gewusel mit Fahrradfahrern und Fußgängern ist für uns, nach den 7 Tagen Abgeschiedenheit, totale Reizüberflutung.

Irgendwo auf diesem Weg sagen wir Danke. Danke zueinander für diese gemeinsame Reise. Jemanden zu haben, mit dem man 7 Tage lang rund um die Uhr so etwas unternehmen kann, ist Gold wert. Ganz zu schweigen von den unzähligen Stunden Vorbereitung.
Aber wir möchten hier vor allem auch ein riesiges Danke an die tollsten Ehefrauen schicken, die uns so kompromisslos unterstützen. Die in der Zeit alleine mit 7 Kindern geblieben sind. Die im Vorfeld aktiv mitgeholfen haben, das Projekt in unseren Alltag einzubauen. Danke, wir lieben euch!

Und dann erreichen wir Piran. Allein der Moment, wenn du das Wort „Papa“ hörst und deine Familie in die Arme schließen kannst, entschädigt für jeden Höhenmeter. Nach 397,89 Kilometern, 49:31 Stunden Zeit auf der Strecke (inklusive Pausen) und 8558 Höhenmetern wieder vereint.
Nach dem obligatorischen Finisher-Foto ziehen wir die verschwitzten Klamotten aus und springen ins Meer, um anschließend mit dem Auto die 2 Stunden zurück zum Campingplatz zu fahren. Unterwegs kommen wir am Nanos-Plateau vorbei, von wo wir uns mühsam ins Tal hinunter gekämpft haben. Von hier unten sieht es eigentlich ganz nett aus.

Am Campingplatz angekommen haben unsere Frauen eine Überraschung für unser morgiges Frühstück: eine Bären-Salami. Und jetzt noch schnell die Rezension geschrieben: „Das Bären-Spray ist der letzte Mist. Mehrfach Sprühstöße abgegeben, um die Bären anzulocken, aber keinen einzigen Bären gesehen.“ Oh, Moment, die Rückgabefrist ist ja noch gar nicht abgelaufen.
Sehr schön!!
Herzlichen Glückwunsch, es ist geschafft.
Und eine wunderbare Freundschaft zweier Biker.
Danke von mir für tolle Bilder und Eindrücke.
Na zum Glück nicht vom Bären gefuttert worden! Wir hören uns die Tage. 🙂