52 Kilometer – 5:21 Stunden (inklusive Pausen) – 1072 Höhenmeter
Heute klingelt der Wecker erst um 6:30 Uhr. Als wir die Augen öffnen, regnet es draußen. Wir haben Frühstück in der Unterkunft und diesmal nicht vorm Mercator Supermarkt. Frühstück gibts auch erst ab 7 Uhr. Also starten wir eher gemütlich in den Tag.
Sachen zusammensuchen und abfahrbereit machen.
Andre cremt akribisch das schwarze Polster der schwarzen Hose ein, um sie sich dann im Badezimmer anzuziehen. Ein paar Sekunden später geht die Tür wieder auf. Er hat es tatsächlich geschafft, die Hose von außen einzucremen. Ein Zeichen, dass an Tag 6 nicht alles rund laufen soll.
Also die Hose provisorisch reinigen und in eine Plastiktüte packen. Da kann man sich am Ziel mit auseinandersetzen. Die andere Hose wird noch kurz trocken geföhnt. Da ist auch das Polster eindeutig erkennbar und die Creme landet diesmal da, wo sie hingehört.
Es ist kurz nach 8 Uhr, als wir die Räder besteigen, deren Reifen noch verdreckt vom Vortag sind und der Matsch auf den ersten Kilometern um uns herum fliegt. Der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört, unsere Frauen schicken aber kurze Zeit später Videos vom Campingplatz, wo es noch kräftig schüttet.
Wir verlassen Postojna mit einem letzten Blick auf das Nanos Plateau. Die Erinnerung an die wundervolle Aussicht wird jedoch etwas getrübt von dem steinigen Abstieg.

Als das Navi „auf Schmutz Pfad abbiegen“ anzeigt, stellen wir uns auf einen Fußmarsch ein. Doch heute erwarten uns 2 Kilometer feinster Trail durch dichten Wald. So darf es gerne weitergehen.
Die Steigungen sind heute nicht besonders herausfordernd. Wir fahren durch kleinere und größere Dörfer. Uns fällt auf, dass an den meisten Kirchtürmen die Uhren stehen geblieben sind. So wie in den Dörfern selbst auch. Bei unseren Durchfahrten sehen wir selten Menschen. Die Häuser wirken teilweise verlassen.

Wir erreichen den größeren Ort Pivka und kommen am Ende an einem alten Herrenhaus aus dem 14. Jahrhundert vorbei. Leider vergammelt auch dieses, wofür es definitiv zu schade ist.
Der für heute längste Anstieg fordert lediglich 350 Höhenmeter. Zwischendurch muss Christoph plötzlich anhalten und zieht seinen Schuh aus dem Click. Eine Schraube hat sich an seinem Schuh gelöst. „Du fährst doch ohne Click, kann ich eine Schraube von dir haben? Meine finde ich doch in dem Schotter sicher nie wieder.“
„Du hast doch noch gar nicht gesucht. Wie die Kinder, Christoph.“
Er will kurz protestieren, als er die Schraube entdeckt und Andre einen triumphierenden Blick aufsetzt.

Weiter oben kommen wir an einem Haus vorbei. Da wir neues Wasser brauchen, halten wir an und suchen, mit den Flaschen in der Hand, nach den Bewohnern. Auf unser Rufen reagiert jedoch niemand. Da die Türen aber offen stehen und zwei Handys auf dem Tisch liegen, sind wir sicher, dass hier jemand sein muss. „Anybody at Home?“, rufen wir auf der anderen Seite des Hauses. Und da taucht ein älteres Ehepaar auf. Nein, das Wasser sei kein Trinkwasser, nur zum Waschen. Aber er gibt uns zwei Wasserflaschen, Wasser aus Triest, wie der Mann betont. Wir füllen das Wasser in unsere Trinkflaschen um. Nach einer kurzen Unterhaltung über unsere Reise geht es weiter. Andre nimmt erneut das veränderte Fahrgeräusch wahr, welches ihm bereits zuvor am Anstieg aufgefallen war, und etwas später merkt er, dass ein Platten der Grund dafür ist. Gestern der erste Regen, heute der erste Plattfuß. Soll das hier noch die Reise der großen Premieren werden?

Christoph schlägt vor, es zunächst mit aufpumpen zu versuchen und tatsächlich hält der Reifen dann noch bis zum Hotel.

Der Rest des Weges führt über Landstraße und Forstwege. Heute ist mehr „Sauerländer Mittelgebirgstour“. Zu Beginn eines Waldwegs steht ein Schild mit einer langen Geschichte drauf. Die KI hilft uns zu verstehen, dass es sich hier um ein Wasserschutzgebiet handelt.

Und letztlich erreichen wir bereits gegen 13:30 Uhr unser Ziel. Im Biergarten genießen wir ein Radler und einen leckeren Salat, bevor wir unser Zimmer beziehen können. Wir bedauern die Bedienung, wenn sie sich durch die uns umgebende Duftwolke bewegen muss. Auch wenn wir jeden Tag mit flüssigem Reisewaschmittel aus der Tube unsere Klamotten waschen, haben wir den Kampf gegen den Gestank verloren.
Vielleicht ist das der Grund dafür, dass wir auch heute wieder mal keinen Bären gesehen haben. Wenn wir ein Bär wären, wir würden uns bei diesem Duft auch verstecken.