43,82 Kilometer – 8:25 Stunden (inklusive Pausen) – 1598 Höhenmeter

Der 6-Uhr-Wecker ist mittlerweile zur Routine geworden. Auch heute kaufen wir unser Frühstück im Mercator Supermarkt ein und sitzen, wie am Vorabend, im gegenüberliegenden Park. Wir beobachten, wie der Ort zum Leben erwacht und gehen noch einmal auf Komoot die Strecke durch. Bei 30 Kilometern und 200 Höhenmetern weniger sollte die Etappe doch in 7 Stunden zu schaffen sein. Glauben wir. 

Um viertel vor 8 radeln wir langsam los. Unsere Beine scheinen noch nicht ganz wach und man merkt, dass wir mittlerweile bei Tag 5 angekommen sind. Zudem startet der erste Anstieg bereits nach 2 Kilometern. Das Navi zeigt 777 Höhenmeter auf den nächsten 12 Kilometern an. So kurbeln wir zunächst über eine Teerstraße hinauf. In einem Dorf bewundern wir die schöne Kapelle und bei einem Hof lugt ein Bauer aus dem kleinen Stall seines Wohnhauses hinaus. Ein in eine Öffnung eingeklemmter Ventilator bläst uns eine ordentliche Ladung Stallgeruch ins Gesicht. 

In einer Kurve stoppen wir und haben einen Weitblick ins Tal, wo wir eine Regenfront auf uns zukommen sehen. Wir holen die Regenjacken aus dem Rucksack. Kurze Zeit später fängt es an zu tröpfeln. Als der Regen dann jedoch nicht stärker wird, ziehen wir die Jacken auch wieder aus, weil uns schnell zu warm wird. 

Wir hören, dass sich hinter uns auf der Straße langsam etwas großes den Berg hinauf quält. Irgendwann taucht ein kleiner Tanklaster auf, offensichtlich randvoll. Wir warten kurz, bis die Abgaswolke verflogen ist.  Dann erreichen wir einen kleinen Rastplatz. Als wir auf der Bank sitzen, dampfen wir vor uns hin. Nach einem kleinen Abstecher über einen Waldweg, der mal wieder nicht fahrbar ist, gelangen wir zurück auf die Straße. Noch wissen wir es nicht, aber „nicht fahrbar“ wird das heutige Tagesmotto sein. Jetzt fängt es doch wieder an zu regnen, so stark, dass wir uns die Regenjacken wieder anziehen. Es ist das erste Mal, dass wir auf einer Etappe unserer Alpenquerungen Regen haben. 
Andre hat heute wieder nur seine beiden Fahrradflaschen gefüllt. Am Ende des ersten Anstiegs liegt ein Dorf und er hofft, dass ihm dort jemand seine Wasservorräte wieder auffüllt. Als wir das Dorf Abram vollkommen nass erreichen, ist die Freude groß: Eine Gaststätte erwartet uns. Und so trinken wir um halb elf ein alkoholfreies Radler. Mit vollen Wasserflaschen setzen wir die Etappe fort, welch gutes Omen: Der Regen hat aufgehört. 

Zwischenzeitlich sind wir von unserer Tour etwas ernüchtert. Die richtigen Ausblicke sind rar gesät. Die Fahrt durch den Wald gerade könnte auch im Freudenberger Forst sein. Aber viel Zeit für solche Gedanken haben wir nicht, der nächste Anstieg wartet auf uns. Schnell wird auch dieser Weg beschwerlich und ist mit großen Steinen übersät. 

Als wir über die Bergkuppe kommen, wissen wir, warum wir all diese Strapazen auf uns nehmen. Vor uns liegt eine Ebene, über die wir weit blicken können. Und ja, sogar das Meer können wir bereits sehen, obwohl es bis dahin noch 2 1/2 Tagestouren sind. Der Ausblick ist atemberaubend, so dass wir einen Moment verweilen und einfach nur genießen. 

„Siehst du das riesige Waldgebiet dort unten? Wenn da nicht der Bär wohnt, dann weiß ich es auch nicht.“

Bevor wir Wurzeln schlagen, geht es wieder bergab, um eine Kurve und dort wieder hinauf. Am Hang sehen wir Pferde und stocken kurz. Sind die Pferde dort oben frei? Wir stellen fest, dass wir beide Respekt vor diesen großen, schweren Tieren haben. Doch wir erkennen, dass ein Zaun zwischen uns und den Pferden ist, die friedlich grasen und sich um ihre Fohlen kümmern. 

Bis zur Sendestation am Berg geht es – wie könnte es anders sein – schiebend weiter. Scheinbar ist dort ein beliebtes Ausflugsziel. Neben einem Spielplatz mit Feuerstelle steht eine Art Alpenhütte. Im Eingang hängen Hüttenschuhe. Wir bleiben jedoch nur für ein alkoholfreies Radler und einen Apfelstrudel, der aber wirklich grandios ist. 

Vor uns liegen noch einmal 150 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt des Tages. Diese führen steil über große Steine. Schmeißt eigentlich der Tourismusverband die ganzen Steine auf die Wanderwege? Wir sind erleichtert, als wir oben ankommen. Dabei fängt das Desaster erst an, welches uns die nächsten 1 1/2 Stunden und 3 Kilometer beschäftigen soll. 

Es geht abwärts über die bereits vielfach beschriebenen Wanderwege. Radwege können die Slowenen, aber bei den Wanderwege ist immer Vorsicht geboten. Die Besonderheit ist hier jedoch, dass die Steine durch den Regen unter unseren Fahrradschuhen wie Schmierseife sind. Es geht nur sehr langsam voran und wir sind froh, dass unsere Steißbeine am Ende keine Bekanntschaft mit dem steinernen Meer gemacht haben. 

Für die bisherigen 27 Kilometer haben wir mittlerweile 6 1/2 Stunden gebraucht. Hoffentlich ändert sich die Strecke bald. Erinnern wir uns kurz an Andres Schätzung der 7 Stunden zurück. 

Ab hier ist die Strecke wieder fahrbarer, wird aber weiterhin immer mal wieder unterbrochen. In einem Waldstück versperren uns Sturmschäden den Weg. Aber wir kommen voran und nähern uns Postojna, auch unter dem deutschen Namen Adelsberg bekannt. 

In unserem Hotel gibt es eine tropische Ausstellung mit Terrarien und Aquarien, in denen wir noch Schlangen, Korallen, Moränen und einen giftigen Frosch bestaunen. 

Es waren anstrengende 8 1/2 Stunden, aber trotzdem werden wir auch heute Abend wieder zufrieden in unsere Betten fallen. 

Ein Gedanke zu „Tag 5 – Bär(g) abwärts wird geschoben“
  1. Na, das war ja eine anstrengende Etappe.
    Fast mehr schieben als biken.
    Nur gut, dass Ihr vorher gut trainiert habt.
    Genießt den Abend und erholt Euch.
    Wieder mal schöne Eindrücke!

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