Im “Wally Berg Appartement“ haben wir gestern Abend noch ein 4-Gänge-Menü genossen. Mit 25€ war das Preis-Leistungsverhältnis mehr als in Ordnung. Das Hotel startet mit einem neuen Pächter und hat offiziell noch nicht geöffnet. Wir waren also quasi Testesser und absolut begeistert. Und auch das Frühstück konnte sich sehen lassen. Die Unterkunft können wir also besten Gewissens empfehlen.

Um kurz nach halb 8 machten wir uns dann also auf den Weg zu unserer ersten ernst zu nehmenden Etappe. Zunächst ging es auf bekannten Wegen hinunter nach Landeck und an einer Hauptstraße entlang aus dem Ort heraus. An einem Kreisverkehr hätte man nun die Wahl, nach links ins Tal direkt nach Ischgl abzubiegen, unserem heutigen Etappenziel. Doch so leicht wollen wir es uns natürlich nicht machen und biegen in das rechte Tal Richtung Arlberg ab.

Unsere Route führt zunächst mit sanfter Steigung an einer Landstraße entlang, die aber nicht viel befahren ist. Immer wieder kreuzen wir die Fernstraße, die die Touristen in die bekannten Urlaubsorte bringt. Mit jeder Abfahrt nimmt der Verkehr dann jedoch zu.

Wir gelangen nach St. Anton am Arlberg, wo die Touristen bereits auf den Beinen sind. Uns ist das eindeutig zu trubelig und wir sind froh, dass wir kurze Zeit später Touristen und Autos los sind und in das Verwalltal eintauchen.

Kirche in St. Anton

Hier im Verwalltal ist es so, wie man sich die Alpen vorstellt. Links und rechts türmen sich die Berge auf und wir radeln über Schotterwege durch atemberaubende Landschaften, immer weiter das Tal hinauf.

Nach den ersten Kilometern sind auch die Rundweg-Wanderer weg und es wird still um uns herum. Ab und zu zieht ein eBiker an uns vorbei. Heutzutage wandert der Blick immer automatisch am Rahmen hinab und prüft, ob die Person mit oder ohne Akku unterwegs ist. Biker ohne Antrieb wie wir sind äußerst selten.

Die Stille wird lediglich unterbrochen von Kuhglocken und dem Knirschen unserer Stollen auf dem Schotter. Die Berge schweigen, als ob sie uns sagen wollten “Wir haben Zeit. Wir sind sowieso länger hier als ihr.“. Immer wieder erkennt man einzelne Stellen, die man in den letzten 2 Jahren in verschiedenen Youtube-Videos gesehen hat, um die Wartezeit zu verkürzen.

Weit oben im Tal treffen wir ein Paar, die ihre Sachen im Bach waschen. Wir wählen die gleiche Stelle um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Während Christoph zum Team “Trinkblase für die komplette Etappe“ gehört, hofft Andre auf ausreichend Möglichkeiten zum nachfüllen. Am Ende des Tages entscheidet Christoph, morgen die Trinkblase auch nicht mehr aufzufüllen. Wasser gab es auf der Strecke mehr als genug.

Wir wechseln mit dem Paar ein paar Sätze. “Wollt ihr auch zur Heilbronner Hütte?“ – „Ja.“ – „Kann eigentlich nicht mehr weit sein.“

In der Kölner Fußgängerzone wären solche Dialoge zwischen Fremden wohl kaum denkbar. “Wollt ihr heute auch zu C&A?“ – „Nein, wir steuern auf Deichmann zu und hoffen, noch vor der Mittagspause anzukommen.“ – „Dann noch einen guten Weg!“.

Der Schotterweg wird zum schmalen Wanderweg mit vielen Steinen und wir müssen immer wieder absteigen. Der Blick zurück ins Tal lohnt sich dabei jedoch immer wieder.

Irgendwann wird der Weg zu steil und (für uns) nicht mehr fahrbar. So schieben wir die letzten 200 Höhenmeter hinauf bis zum Kamm. Nach 6:30 Stunden und 1600 Höhenmetern erreichen wir die Heilbronner Hütte.

Bei einem alkoholfreien Weizen genießen wir das beeindruckende Alpenpanorama, bis wir uns die Jacken überziehen. Vor uns liegen 20 Kilometer Abfahrt und mit verschwitztem Trikot ist das nicht zu empfehlen.

Nach etwa der Hälfte hat uns das quirlige Leben der Orte wieder und wir erreichen Galtür. Schwach können wir uns an das Lawinenunglück 1999 erinnern. Wir lassen weiter bergab rollen. Würden wir dieses Tal weiter fahren, so kämen wir an eben jenen Kreisverkehr zurück, an dem wir heute Morgen Richtung St. Anton abgebogen sind.

Der Ort Galtür

Kurz vor Ischgl geht es für uns noch einmal bergauf. Auf Empfehlung des Namensgebers unserer Route, Andreas Albrecht, wollen wir nicht in Ischgl übernachten sondern im Berghotel Bodenalpe. Somit sparen wir uns diesen Anstieg am nächsten Morgen. Für uns bedeutet das jetzt jedoch noch einmal 400 Höhenmeter bergauf. Wir arbeiten uns durch ein wundervolles Tal, bis wir erschöpft nach 83 Kilometern und 2300 Höhenmetern unser Hotel erreichen.

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